Glutenfrei Laktosefrei

Kleberfrei Laktosefrei

Glutenfrei, laktosefrei, gesund: Leerversprechen - Wirtschaftlichkeit Die Verbraucher bezahlen gern mehr für vermeintlich bessere Lebensbedingungen und eine gute Ernährungsweise. Fast alle Nahrungsmittel sind in Bio-Qualität erhältlich, vielfach auch in einer vegetarischen Ausprägung. Auch gluten- und laktosefreie Speisen sind kein Thema mehr. Sind jetzt alle ausgeglichener als noch vor einigen Jahren? Gleichzeitig erzielen die Unternehmen aber auch hervorragende Gewinne aus dem Verkauf von Lebensmitteln an ihre verunsicherten Konsumenten, die ihr Wohlergehen verbessern sollen.

Am deutlichsten ist der Anstieg der "frei von" Produkten ohne Lactose und glutenfrei. Sie sind gewillt, mehr Mittel für eine gesunde, verdaulichere und kurz gesagt besserer Nahrung ausgeben - unabhängig davon, ob die Wirkung real oder imaginär ist. Ein Beispiel "laktosefrei": Laut einer Studie des Forschers GfK haben rund 80 Prozentpunkte der Einkäufer tatsächlich keine Probleme, den Laktosegehalt zu dämpfen.

In den meisten FÃ?llen werden solche Erzeugnisse eingekauft, obwohl sie fÃ?r den Verbraucher nutzlos sind und in der Regel sogar noch kostspieliger sind. Zum Beispiel ist der Frischkäse von Haus aus nicht mehr lactosehaltig. Dennoch werden Apennzeller und Eddamer, Parmesan und Teilsiter seit einiger Zeit intensiv als laktosefrei gefördert. Es gibt natürlich Menschen, die Milchzucker wirklich nicht verdaut oder in deren Körpern das Getreideprotein Kleber starke Verteidigungsreaktionen auslöst.

Sie sind auf Spezialnahrung abhängig, die sie ertragen. Ärzte gehen davon aus, dass nur etwa 15 Prozentpunkte der Gesamtbevölkerung in Deutschland eine Milchzuckerunverträglichkeit aufweisen. Darüber hinaus leiden vielleicht ein oder weniger als ein Prozentpunkt an einer Zöliakie, einer pathologischen Glutenunverträglichkeit. Ebenso wenig ist es wahrscheinlich, dass Unternehmen ihren Kundinnen und Verbrauchern auf einmal eine gute Nahrung leichter machen wollen.

Das eigentliche gesundheitliche Risiko für den Normalverbraucher ist nicht Milchzucker oder Kleber in der Nahrung, sondern zu viel Fette, Salze und Zuckern. Stattdessen lockt eine Vielzahl von Produkten in Supermärkten mit Versprechungen wie "fettarm" oder "weniger Zucker". Nicht nur im Verkaufsregal, sondern auch davor: Viele Konsumenten wissen einfach nicht, wie viel Kochsalz, Fette und Zuckern in eine gute Tomatensauce gehört.

An Wissen und Zeit mangelt es, um sich mit der eigenen Diät Ernst zu machen. So viele Kundinnen und Konsumenten freuen sich nur zu gerne über die Eingeweihten. Die Verheißung eines verbesserten Lebens wird nicht in Frage gestellt, sondern bezahlt.